Projekt Violett: Erster Mond, zweiter Teil, 30.000 Wörter (G00005)

Ursprünglich plante ich Projekt Violett als simplen Einteiler. Klang ja einfach genug. Doktor Faustus. Mefistofeles. Irgendwas mit Dämonen, gorelastige Kämpfe, Waffenpornografie, Showdown a la Pretschious Productions. Aber nein, das reichte nicht.

Nun ist der erste Mond 2024 vorbei und Teil 2 hat 30.000 Wörter erreicht. Das Gesamtwerk ist ein geplanter Mehrteiler. Ab hier Spoiler! Sieben Teufel, Bafomet als Hauptantagonist, Doktor Faustus hat einen Doppelpakt, bekommt in Teil 1 Emiliya als Sidekick und Nikola Tesla als Waffenmeister. Dann gesellt sich noch Richard von Richthofen mit seinem Kampfflugzeug, dem Roten Baron dazu. Bereits jetzt spürt ein Historiker einen zarten Stich im Herzen und der Duden verlinkt seinen Eintrag über Anachronismus mit meinem Namen. Zurecht!

Während Doktor Faustus versus Rasputin in England und Russland spielt, geht die Reise im zweiten Teil ins Deutsche Reich des 19. Hundertfrosts. Das klang gut. Aber da war ich nun, ich armer Tor. Denn wer soll im Deutschen Reich der Antagonist sein? Freilich, Bafomet, aber das ist ja als Herr der Sieben der Endherrscher und noch nicht aktuell.

Screenshot aus Papyrus Autor, 30.000 Wörter sind geknackt!

Wichtig ist mir, dass es gut klingt. Ich liebe den Overkill. Style over Substance und Glory, Guns & Gore steht auf meinen Fahnen der Fantastik.

Also wen kann ich ankündigen, als wäre es ein Celebrity Deathmatch von damals? Welche Figur aus dem damaligen Deutschen Reich treibt meinen Protagonisten voran? Dabei war mir wichtig, nicht politisch zu werden und nicht die Geschichte von damals zu verwenden (oder gar zu glorifizieren), sondern mit dem herrschenden Dämonenkrieg etwas Eigenes zu erschaffen.

Dank »Nomen est omen« kein Gefluche bei der Namenssuche

Begonnen damit, dass der Name des Antagonisten gut klingen muss und der Leser ihn sofort mit dem Richtigen verbindet. Freilich landete ich bei den üblichen Namen, die bei einer Recherche von damals auftauchen. Alles Archetypen, die auch sonst in fiktiven Geschichten Verwendung finden: Der geisteskranke Führer, der machtbesessene General, der wahnsinnige Wissenschaftler. Keiner dieser antagonistischen Urbilder aber fruchtete.

Grigori Rasputin aus Teil 1 war kaum als Philantrop zu bezeichnen. Dennoch bekam er eine glaubwürdige Hintergrundgeschichte. Man verabscheut ihn in Teil 1, versteht aber seine Beweggründe. Bei keiner Figur des Deutschen Reiches machte es hingegen klick. Zudem hörte sich jeder (Arbeits-)Titel falsch an. Doktor Faustus vs Adolf Hitler? Doktor Faustus vs Himmler? Doktor Faustus vs Mengele? Nein, nein, nein.

Die beste letzte Wahl: Von Riefenstahl

Doch da ploppte bei einer Recherche ein weiterer Name auf. Riefenstahl, wie in Leni Riefenstahl. Namentlich angelehnt an Helene Bertha Amalie Riefenstahl, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten Hundertfrosts dieser Existenz Propagandafilme drehte.

Namen sind wie Passphrasen und Funken in meinem Kopf; manche von ihnen öffnen neue Areale und zünden eine Bombe. Und da war sie! Die sprichwörtliche zündende Idee, die wie eine Feldhaubitze einschlägt, alle anderen, im Brainstorming dahindümpelnden Einfälle mitreißt und die Lawine auslöst.

Sofort entfaltete sich eine Geschichte in meinem Kopf und ein weiterer Teufel offenbarte sich. Die tausendarmige Geisteskrake pflückte von allen Seiten zusammen, fraß alles in sich hinein und formte eine Protagonistin.

Ich änderte den Namen in von Riefenstahl ab; als Vorname wählte ich Anna. Die Entstehungsgeschichte entnahm ich dem zu Ende 2023 eingestellten Projekt Limonengrün.

But wait, there’s more!

Also alles gut? Noch nicht. Denn da ein Overkill bei einer Skala von 1 bis 10 immer bei 11 beginnt, beginnt auch dort meine Arbeit.

Das Werk bekam zusätzlich zu Doktor Faustus und Anna von Riefenstahl einen dritten Handlungsstrang. Diese Figur entstand, als ich letztens Forgive Me Father zockte und Reverent Of Rats von Powerwolf hörte. Powerwolf ist Powermetal und in Musik, was ich schreibe. Komplett übertrieben, komplett sinnlos, aber unterhaltsam.

Denn da entstieg das nächste Konstrukt dem Sud der Kreativiät, um sich im Werk zu manifestieren. Ein Konstrukt aus Glaube, Metall und Muskelkraft. Vater Samuel. Eine Figur im Schatten und Licht des Erbauers, von gleichermaßen Hass, Herrlichkeit und Hoffnung erfüllt.

(Zu sehen in der Galerie: Postupdates November 2023, als sich alles fügte. Damals noch ROR, wie in „Reverent of Rats“.)

Vater Samuel entwickelt sich bereits selbst. Es erfüllt meine Brust mit jenem warmen Feuer – Momente, in denen Wörter Sätze formen, diese zu einer Geschichte werden, die Figuren erwachen und man Leben erschaffen hat – ein Etwas aus dem Nichts.

Wer zu viel postet, der bald rostet?

Orange Kreise bedeuten Tage mit Schmerzen, blau bedeutet ich war kreativ.

Dieses Lodern halte ich aufrecht, womit dieser Blogeintrag auch endet. Der Post war bereits Ende Januar fertig geschrieben, aber kam öfters das Leben dazwischen.

Dennoch! Der erste von zwölf Monden dieses Frosts ist Vergangenheit. Zeit fliegt nicht, sie flüchtet! Im Frost 2023 säte ich viel in Posts, fuhr jedoch wenige Ernte ein.

Ein reicher Erbauer und armer Bauer zugleich, will man meinen. Ich gewann an Erfahrung, Reichweite, vermittelte Einsichten. Meine Werke selbst aber hungerten. Das wird in diesem Frost aber anders.

Bildquellen:

Das Titelbild:
Selbst erstellt.

Die Screenshots aus Papyrus Autor:
Eigene Werke.

Der Funke:
Matheus Bertelli, Pexels.

Die Statusupdates / Stories:
Eigene Werke.

Der Kalender:
Eigenes Werk.